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Interview mit Martin Würmli

26 Juli 2025

Martin Würmli tritt von seinem Amt als Stadtschreiber zurück, das er seit dem Jahr 2014 ausübt. In den rund 11 Jahren als Stadtschreiber hat er viel bewirkt und sichtbare Spuren insbesondere in der Verwaltung hinterlassen. In diesem Interview schauen wir auf seine Tätigkeit als Stadtschreiber zurück, erfahren Interessantes über Martins Zukunft und seine Verbundenheit zu unserer Partei.

Lieber Martin, seit nun mehr als 10 Jahren bist du Stadtschreiber in Zug. Das muss eine bewegende und spannende Zeit gewesen sein. Was hat sich in dieser Zeit in unserer Stadt verändert?

Das politische Leben wurde schnelllebiger. Man spürt das auch in der Verwaltung, diese ist heute viel digitaler als vor zehn Jahren, was auch richtig und wichtig ist. Wir müssen hierbei den Anschluss behalten. Deshalb haben wir beispielsweise Digital-first eingeführt, was übrigens aufgrund der Vermeidung ausgedruckter Dokumente auch ökologischer ist.

Was mich persönlich betrifft, kann ich sagen, dass Zug ein wichtiger Teil von mir wurde. Ich habe diese Stadt kennen und lieben gelernt. Das war ein spannender Prozess.

Stichwort Krypto: Zug nimmt diesbezüglich eine Vorreiterrolle ein und strahlt damit über die Landesgrenzen hinaus. Wie kam es dazu?

Das war anno dazumal noch ein neues Gebiet, das ich nicht gekannt habe. Dolfi Müller und ich haben uns dafür interessiert. Vor allem die Blockchain-Technologie fanden wir sehr spannend. Als Verwaltung muss man sich mit solchen Themen auseinandersetzen. Mit dem Entscheid, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren, haben wir einen Stein ins Rollen gebracht. Das hat uns grosse mediale Präsenz beschert. Früher war Krypto nur für Insider von Bedeutung. Heute ist es ein Massenphänomen. Zug konnte sich als Teil des Kryptovalleys etablieren. Die Konkurrenz hat aber aufgeholt. Es ist aber schon aussergewöhnlich, dass das kleine Zug diesbezüglich auf Augenhöhe mit Metropolen wie Dubai oder Singapur ist.

Ein weiterer Meilenstein deiner Tätigkeit als Stadtschreiber war die Digitalisierung der Stadtverwaltung. Mittlerweile lassen sich für mich als Bürger fast alle Geschäfte elektronisch abwickeln. Wie sieht diese Digitalisierung konkret aus?

Wichtig war immer, dass Prozesse so effizient wie möglich sind und der Bürgernutzen gewinnt. Die Kundinnen und Kunden können rund um Uhr, nicht ortsgebunden, mit hohem Sicherheitslevel ihre Aktionen tätigen. Das ist uns gut gelungen und wir haben einen Meilenstein gesetzt, insbesondere auch mit der E-Zug-App und Digital-first.

Du durftest die Stadt Zug in den letzten Jahren mitgestalten wie nur wenige. Nun legst du das Amt als Stadtschreiber nieder. Du hinterlässt Spuren. Wir haben bereits über die Digitalisierung der Verwaltung gesprochen. Welche Spuren hinterlässt du als Stadtschreiber sonst?

Die Verwaltungszusammenzug an der Gubelstrasse war elementar. Es hat grosse Freude gemacht bei der Gestaltung mitzuwirken. Das Gebäude wirkt sehr offen. Der Eingang ist eher wie eine Hotellobby gestaltet und wirkt damit sehr einladend.

Was wirst du vermissen?

Der Kontakt mit den Leuten wird mir fehlen. Ich durfte auf allen Ebenen spannende Leute kennen lernen, seien es Angestellte in der Verwaltung, Bürgerinnen und Bürger, Unternehmerinnen und Unternehmer. Es lag mir stets am Herzen, Zug lebenswerter zu machen und diese Gestaltungsmöglichkeiten werde ich auch vermissen.

Du verstehst den Puls unserer Stadt. Welche Risiken und Chancen siehst du für Zug?

Weil Zug so attraktiv ist, entsteht ein gewisser Druck auf Stadt – Stichwort teure Wohnungen. Im Moment geht es der Stadt sehr gut, das kann sich aber schnell ändern. Wir sind abhängig von relativ wenigen Unternehmen, die viel Steuern bezahlen. Deshalb sollten wir  trotz guten Finanzen demütig bleiben.

Ich sehe auch ein Spannungsfeld zwischen Altem und Neuem. Man muss sorgsam mit Neuerungen umgehen und die Leute mitnehmen und natürlich etablierte Traditionen und Kultur auch schützen und leben.

Als Partei sind wir sehr stolz, dass ein Pionier wie du aus unserer Mitte stammt. Haben dich die Mitte-Gene in deiner Tätigkeit als Stadtschreiber geprägt?

Das ist sogar sehr stark der Fall. Es war mir immer wichtig, dass mein Schaffen und Handeln auf Werten basiert. Die Mitte ist eine Werteparte: Nachhaltigkeit, Verpflichtung gegenüber sozial schwächeren Personen unter anderem sind grundlegend.

Als Stadtschreiber hast du dich der politischen Neutralität verschrieben. Wie wird das künftig aussehen?

Parteipolitisch habe ich mich tatsächlich als Stadtschreiber nicht sehr stark engagiert. Ich fühle mich in der Mitte aber nach wie vor sehr wohl und kann mir vorstellen, politisch mehr in den Vordergrund zu treten, meine Meinung mehr zu sagen. Ich bin eigentlich ein politischer Mensch und freue mich darauf, politisch aktiver sein zu können und mich einzubringen.

Kannst du uns bereits einen Einblick in deine Zukunftspläne geben oder hältst du dich da vorerst bedeckt?

Das kann ich gerne machen. Ich habe gekündet, weil meine Frau gestorben ist. Ich wollte eine Auszeit nehmen. Zuerst werde ich drei Monate nach Paris gehen, um mein Französisch aufzufrischen, im Herbst mache ich dann auf einem Weingut ein Praktikum. Ich plane auch Reisen nach Asien und Nordeuropa. Ich behalte aber den Wohnsitz in Zug.

Der Abschied von meinem Amt fällt mir aber schon schwer und ich möchte Zug auch beruflich verbunden bleiben. Ich habe auch nach wie vor meine Verwaltungsratsmandate, in der Region künftig bei der Destillerie Etter. Eine Herzensangelegenheit. Lieber Martin, herzlichen Dank für dein Engagement für unsere Stadt! Du hast viel für Zug getan und Spuren gelegt, die Zug für lange Zeit prägen werden. Wir wünschen dir alles Gute für deine berufliche Zukunft.

Martin Würmli, Stadtschreiber
Martin Würmli


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