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Interview mit Urs Raschle

25 März 2025

Am 19. Februar 2025, kurz vor den Fasnachtstagen, treffen wir Urs Raschle im Stadthaus. Das Interview findet im Stadtratssaal statt. Seit 2015 ist Urs Raschle als Vertreter der Mitte in der Exekutive der Stadt Zug tätig, seit 2023 als Vorsteher des Finanzdepartements. Unser Stadtrat gibt Einblicke in seine berufliche Tätigkeit und spricht über seine Verbundenheit mit der Stadtpartei.

Als bekennender Fasnachtsfan stehen vermutlich strenge Tage vor dir. Freust du dich?

Natürlich! Mittlerweile habe ich mein Engagement an der Fasnacht aber reduziert. Früher war ich Dirigent einer Guggenmusik. Als Familienvater schaue ich mir natürlich den Kinderumzug an. Ich bin Mitglied der Schreinerzunft und begleite als Teil der Zunftmusik Greth Schell bei ihrem Auftritt. Solche Traditionen sind – gerade in dieser dynamischen Welt – sehr wichtig.

Du bist Vorsteher des Finanzdepartements der reichsten Stadt der Schweiz. Wie sieht es allgemein mit dem Workload aus?

Grundsätzlich gut. Es ist ein sehr spannendes Amt. Natürlich nützen mir neben einem sehr positiven Arbeitsumfeld mein Volkswirtschaftsstudium und mein Verständnis für finanzielle Fragen. Gerade während der Pandemie war ich in meinem vorherigen Departement SUS, Soziales, Umwelt und Sicherheit, aber sehr gefordert. Ich habe jetzt mehr Zeit für die Geschäfte, für die Leute. Das ist angenehm und tut mir auch persönlich gut.

Welche Themen fordern oder beschäftigen dich und dein Departement im Moment?

Die neue Finanzstrategie muss im Januar 2026 in Kraft treten. Wir haben bei der Hochschule Luzern eine entsprechende Studie in Auftrag gegeben. Diese soll helfen, einzuschätzen, was in den nächsten Jahren passieren kann. Wir müssen für allfällige Veränderungen gewappnet sein. Ich habe mir in den vergangenen Jahren ein grosses Wissen über den Finanzplatz Zug verschafft, unter anderem habe ich viele Firmen besucht und auch da spürt man Veränderungen, was auch zu Anpassungen bei den Steuererträgen grösserer Firmen führen kann. Die grundsätzlich positiven Zahlen für das Steuerjahr 2024 zeigen im Detail bereits solche Veränderungen. Diese Aspekte fliessen dann wieder in den Budget-Prozess ein. Mit einem Überschuss von 2,5 Millionen bei einem Budget von 400 Millionen geht es im Moment gerade knapp auf. Wir zahlen aber auch 100 Millionen über den Steuerausgleich an andere Gemeinden, was bereits rund ¼ des städtischen Budgets ausmacht. Da ist es wichtig, vorausschauend zu handeln. Gleichzeit ist die Dynamik aber in der Stadt gewaltig, was viele Chancen mit sich bringt.

Bezüglich Immobilien gibt es auch viel Positives zu berichten: Der Erwerb des Grundstückes am Theilerplatz hat geklappt, was mich persönlich sehr freut. Nun laden wir Parteien, Nachbarschaften und weiter zu einem «Dialog»-Prozess ein. Die Bossard Arena wird erweitert. Auch der Zurlaubenhof ist ein spannendes Thema. Natürlich beschäftigt mich auch die Schaffung bezahlbaren Wohnraums, eine unserer drängendsten Herausforderungen. Mit dem «Theilerplatz» bietet sich uns da eine gute Chance. Weitere grosse Projekte sind der Ahorn- und Schleifepark. Ein interessantes Phänomen ist übrigens, dass in letzter Zeit immer mehr Leute ihre Liegenschaft der Stadt Zug verkaufen wollen, was natürlich auch neue Möglichkeiten bietet.

Die IT soll ausgelagert und künftig von der «IT Services Zug AG» übernommen werden. Ich bin überzeugt, dass das der richtige Weg ist. Im Frühling wird das Parlament darüber abstimmen.

Ist Zug krisenanfälliger als weniger wirtschaftlich erfolgreiche Städte?

Die Krisenresistenz der Stadt Zug ist bemerkenswert. Die Finanzkrise 2008, die Aufhebung des Mindestkurses 2015 und Corona überstanden wir wirklich gut. Zug kam immer gestärkt aus diesen Krisen hervor. Es gibt zur Bewältigung solcher Krisen kein Regelbuch. Aus meiner Sicht ist es deshalb wichtig, dass wir allgemein Demut, Dankbarkeit zeigen für den aktuellen Erfolg und vorausschauen – siehe Finanzstrategie 2026.

Es wird aber auch hervorragend gearbeitet. Ich möchte der Wirtschaft und auch den Behörden, unter anderem der Steuerbehörde, ein Kränzlein widmen. Leider geht unser Finanzsekretär Andres Rupp in Pension. Er war ein grossartiger Sparringspartner.

Zu unserer Freude bist du Teil der Stadt Zuger-Mitte. Hat das Einfluss auf deine Tätigkeit als Stadtrat?

Ganz klar! Bei jeder Vorlage, die ich lese, stelle ich mir die Fragen, ob damit den Menschen gedient ist, ob es der Gesellschaft nützt und ob es mit den Werten unserer Partei vereinbar ist. Es kann nicht um Einzelinteressen gehen.

Als Vertreter der Mitte bin ich auch viel unvoreingenommener als die Vertreterinnen und Vertreter der Polparteien. Man sieht im Parlament gut, dass Vorlagen von links und rechts oft nicht mehrheitsfähig sind. Wenn ich ein Stadtratsgeschäft bringe, weiss ich, dass es realistisch und mehrheitsfähig ist – und ich kann dieses dann auch so vertreten. Deshalb bin ich in den vergangenen zehn Jahren auch selten im Parlament gescheitert.

Ich will zudem betonen, dass ich die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt in der Fraktion super finde. Es herrscht eine gute Kommunikationskultur. Wir sind aktiv und erfolgreich im Parlament. Das führe ich auch auf die gute Leitung unseres Fraktionschefs Christoph Iten zurück.

Welche Verantwortung fällt deiner Meinung nach unserer Partei für die Zukunftsgestaltung der Stadt Zug zu?

Eine wichtige – wir müssen die Balance zwischen den Polen bewahren, welche leider immer stärker werden. Die Mitte ist Ermöglicherin und Brückenbauerin. Man muss klar sagen, dass ohne die Mitte und bis zu einem gewissen Grad auch die FDP nichts im Rat geht. Die Mitte muss stark bleiben.

Ich kenne dich als begeisterungsfähigen und enthusiastischen Politiker und Menschen. Du verstehst es zu begeistern und Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. Woher rühren dieser Elan und diese Bodenständigkeit?

Zuerst mal Danke für die Blumen. Ich bin einfach ein grosser Fan der Stadt Zug. Mein Herz schlägt weiss, blau, weiss. Deshalb ist dies für mich einer der attraktivsten Jobs, welche ich mir vorstellen kann. In meiner Arbeit laufen so viele Dinge parallel, irgendetwas ist immer positiv, deshalb versuch ich Erfolge zu feiern. Dank meiner Erfahrung habe ich zwischenzeitlich die Gabe, wenn ich von etwas überzeugt bin, dies gut zu verkaufen. Wenn eine Vorlage durchkommt und ich etwas bewegen kann, freut mich dies und gibt neue Motivation.

Ich bin in einem katholischen Haushalt aufgewachsen, Dankbarkeit und Demut sind mir wichtig. Dass ich jetzt hier sitze, ist nicht selbstverständlich. Es kommt so, wie es muss. Ich muss nicht immer im Mittelpunkt stehen, aber ich kann es!

Stadtrat Urs Raschle


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